Route 66 – America’s Mother Road
14 05 2011Begonnen haben wir den Weg eigentlich schon Anfang April in Santa Monica – denn genau da, wo wir angefangen haben, da endet die Route 66. Sie verbindet Chicago mit dem Pazifik und war einst die wichtigste Verbindung schlechthin. Heute, wo es endlos viele Autobahnen gibt, ist die Bedeutung dieser Achse nicht mehr groß, dafür ist die nostalgische Verehrung umso größer.
So gibt es in jedem Staat, den die sogenannte Mother Road durchquert, eigene Vereine zur Kult-Erhaltung. Und es gibt sogar eine „National-Route-66-Ambassador“, die nicht nur in USA, sondern auch, wie uns die Ambassadorin (ist das die weibliche Form?) bestätigt hat, in Deutschland eine Menge Fans hat. Für uns war der Übergang von Sperrmüll zu Kult und von Kitsch zu Kunst allerdings manchmal nicht ganz klar zu finden, aber spannend war es dann doch, die Strecke ein Stück weit zu verfolgen.
Zunächst muss man die sagenhafte Route 66 allerdings erst einmal finden. Laut Reiseführer sind noch ca. 85% befahrbar, da kann das doch nicht wirklich schwer sein? Ist es aber doch, denn weite Strecken sind durch moderne Interstates (also Autobahnen) einfach überbaut worden – damit faktisch auf der alten Strecke befahrbar, in Wirklichkeit aber genauso seelenlose Betonstreifen wie bei uns die Autobahnen – nur breiter. Von der Autobahn muss man dann (bis auf die wenigen Landstraßenabschnitte halt) gezielt abfahren. Um nichts zu verpassen, haben wir uns einen „Traveling Route 66 – Führer“ gekauft.
Die „Route-66-Städte“ entlang der Strecke sind dann ganz unterschiedlich. Manche sind einfach weg, dann gibt es richtige Geisterstädte (Texola) oder kleine Kaffs mit ein oder zwei ehemaligen Motels, oder Dinern oder Tankstellen
, die dann als Höhepunkte mehr oder weniger liebevoll restauriert und ausgeschildert sind (Vega, Santa Rosa). Und dann gibt’s die großen Städte wie Albuquerque oder Amarillo, die das Thema touristisch ausschlachten. Aber wir haben auch eine ganze Reihe wirklich toller Dinge gefunden, und da hat uns dann auch uns das 66-Fieber gepackt: ein paar sehr „dekorative“ Motel-Schilder, einen „Red-Top-Diner“ von 1948 (leider zu), einen tollen 66-Diner (neu, aber liebevoll auf alt gemacht, und sehr leckere Burger) in Albuquerque. Ein richtig schönes Automuseum war in Santa Rosa (ja, das aus dem Lied).
Dann eine wirkliche Geisterstadt, Texola – die vierspurige Straße geht noch durch die Stadt, überwiegend mit Gras zugewachsen, und das einzige Lebewesen, das wir gesehen haben in all den verfallenen Gebäuden, war eine rote Katze. Die Häuser sind teilweise einfach „wie sie grade waren“ verlassen worden, die Kaffeemaschine steht noch in der Küche, das Auto vor der Tür und Kinderspielzeug liegt auf der Wiese – schon irgendwie unheimlich …
Der eigentliche Gedanke des Route 66 -Kultes, nämlich die Stätten der Versorgung für die Reisenden, ist heutzutage im Übrigen irgendwie im ganzen Land zu finden, was auch den sorglosen Umgang mit der „näheren Vergangenheit“ erklärt. In jeder Stadt an den langen Highways gibt es an beiden „Enden“ auch heute die Motels und Restaurants – und wenn man, wie wir vorgestern, mal 75 Meilen am Stück durch wirklich nichts als Weidefläche gefahren ist, dann kann man die Freude der Reisenden, die ja keine eigenen Küche im RV haben, schon verstehen …
Hallo ihr Lieben,
Mal wieder ein Dankeschön von mir.
Diesmal für die tolle, eindrucksvolle Schilderung eurer Fahrt auf der legendären Route 66.
Viele liebe Grüße aus dem – inzwischen wieder etwas kühleren –
Solingen