Red Ants Pants Music Festival

5 08 2011
Junior-Festivalfan ...

Junior-Festivalfan ...

White Sulphur Springs klingt doch schon sehr vielversprechend. Und dieses kleine Örtchen in Süd-Montana war Schauplatz des ersten Red Ants Pants Music Festivals, das an drei Tagen wirklich alles geboten hat, was man von einem US-Folk-und Country-Festival erwarten kann: Auftritte von alten Heroen wie Guy Clark, Jerry Jeff Walker, Lyle Lovett oder Rodney Crowell, Outdoor-Camping im Montana-Stil, Regional-Kultur mit Street-Dance, Wettsägen und Barbecue-Cook-Off, der unausweichliche Regenguss und natürlich die Red Ants Pants …

Red Ants Pants … das sind kultige Hosen speziell für working women, die hier von einem sehr pfiffigen Familienunternehmen gefertigt werden. Und die junge Unternehmenserbin Sarah Calhoun (country woman of the year!!) hat nebenbei noch eine Stiftung zur Förderung der ländlichen Entwicklung (speziell für Frauen!!) gegründet, und als Startevent das Festival ins Leben gerufen. Vor allem um Geld für die Stiftung einzusammeln und um den hart arbeitenden Menschen der Region Danke zu sagen, aber natürlich auch um ein wenig Werbung für ihre Hosen zu machen. Die sind übrigens absolute Spitzenklasse, Angelika hat gleich welche erstanden … auch Interesse?  http://www.redantspants.com/

Mitarbeiterinnen der Firma bei der RedAntsPants-Modenschau
Mitarbeiterinnen der Firma bei der RedAntsPants-Modenschau

Erfahren hatten wir von dem Festival über ein Plakat im Yellowstone http://redantspantsmusicfestival.com/ . Natürlich habe ich noch versucht, zumindest als Opener oder so mitzumischen, aber das war eine Woche vorher doch etwas knapp. Austragungsort war die riesige Jackson-Farm vor den Toren von White Sulphur Springs, aufgeteilt in Open Campground und Festival Area mit Bühne, Kunst-, Handwerk- und Essständen und einer Demonstration-Area. Wir sind bereits am Freitagmittag angereist, und es war toll anzuschauen, wie eine Lawine aus RVs, VW-Bussen und Camping- Trailers einrollte.

Camperschlange ...
Camperschlange …

Am ersten Abend stand die Integration des Festivals in die vielleicht noch etwas skeptische Bevölkerung des Ortes im Mittelpunkt. Zuerst wurde zum Spaghetti-Buffet ins Senioren-Zentrum geladen, was wir uns natürlich nicht haben entgehen lassen. Und dann stand Street Dance in Downtown auf dem Programm, und wirklich die ganze Stadt, jung und alt, tanzte auf der Main Street zu new (and old) Country-Klängen von Little Jane and the Pistols aus Livingstone/Montana.

Downtown White Sulfur Springs
Downtown White Sulfur Springs

An den nächsten zwei Tagen folgte dann wirklich ein musikalischer Höhepunkt auf den anderen, und der Platz reicht nicht aus, alles angemessen zu würdigen. Völlig neu und tief beeindruckend waren für uns das Quintett „Bearfoot“ aus Alaska mit ihren einschmeichelnden Indie-Folk-Klängen und die vier Mädels von „Trisha“ aus Texas mit ihren vierstimmig vorgetragenen und zumeist selbst geschrieben Songperlen. Von diesen beiden Gruppen dürfte man auch in Europa noch einiges hören …

The Trishas
The Trishas

Na, und dann kamen die Alten. Allen voran Guy Clark, nicht nur für mich einer der ganz großen Songwriter überhaupt. Allerdings wird er in diesem Jahr 70, und sein Gesundheitszustand ist sehr schlecht. Wer seine Lieder kennt, weiß, dass Whiskey und Cigarettes ihre Spuren hinterlassen haben. Es hatte etwas von einem Abschiedskonzert, und es war schon berührend, wie ihm sein Freund und Co-Writer Verlon Thompson nicht nur auf den Stuhl, sondern auch durch die Songs helfen musste. Ich habe später auf Vermittlung seiner Managerin Claire Armbruster einige Zeit mit Guy Clark sprechen können und ihn auch gefragt, ob er noch mal nach Deutschland kommen wird. Ja, er würde das gerne tun, aber er glaubt nicht, dass die Kraft noch reicht …

Shiregreen & Guy  Clark
Shiregreen & Guy Clark

Danach folgte mit Jerry Jeff Walker einer der ganz alten Country-Haudegen, und all die Montana-Cowboys und Cowgirls waren völlig aus dem Häuschen. Für uns klang das alles ein wenig zu sehr nach „Ich möcht so gern Dave Dudley hörn“, aber andererseits hat der Mann auch Welthits wie „Mr Bojangles“ geschrieben … und seine eigene Interpretation war wirklich groß.

Und am Abend kam dann Lyle Lovett: Der Sänger, Songwriter und Schauspieler ist seit langem einer der ganz großen im Country-Geschäft. Er rückte mit seiner Large-Band aus 15 Musikern an, darunter auch vier farbige Background-Sänger. Mit dabei auch die Legenden Leland Sklar am Bass und Russ Kunkel an den Drums, die ich aus meiner Plattensammlung u. a. von Bob Dylan, Jackson Browne, Kris Kristofferson, James Taylor, Crosby, Stills & Nash und Neil Young in guter Erinnerung hatte. Lyle Lovett bot ein zweistündiges Feuerwerk aus Country, Gospel, Jazz und Folk. Für uns waren die stillen Stücke in Mini-Besetzung zu viert um ein Mikro die schönsten …und natürlich „If I had a boat“.

Lyle Lovett und ein Teil seiner Large Band
Lyle Lovett und ein Teil seiner Large Band

Die große Entdeckung war für uns Rodney Crowell, der früher ein klassischer Country-Star war und nach einem zehnjährigen Totalausstieg aus der Musikszene als beeindruckender und vielseitiger Songwriter wieder gekehrt ist. Sehr glaubhaft und sehr in sich ruhend hat er das Publikum mitgerissen. Auf Vermittlung von Kieran Goss, der eng mit Rodney Crowell befreundet ist und auch schon in Licherode gespielt hat, hatte ich im Anschluss an das Konzert die Chance, Rodney kennenzulernen. Er will im kommenden Jahr evtl. gemeinsam mit Kieran Goss durch Deutschland touren, und natürlich habe ich ihn nach Licherode eingeladen. Das wäre was …

Shiregreen & Rodney Crowell
Shiregreen & Rodney Crowell

Besonders berührend war das spontane Duett von Rodney Crowell und Guy Clark, die beiden haben eine ganze Menge Songs gemeinsam geschrieben.

Guy Clark & Rodney Crowell
Guy Clark & Rodney Crowell

Das war wirklich ein ganz großer Moment. Und als dann wenig später kurz vor Ende des Festivals ein heftiger Gewitterschauer die gesamte Technik außer Kraft setzte und Micky and the Motorcars stoppte, kam tatsächlich so etwas wie ein Hauch von Woodstock auf (auch wenn Cowboys and girls wahrlich wenig mit Hippies am Hut  bzw. am Stetson haben). Micky Braun, Rodney Crowell und die Trishas kamen kurzerhand mit ihren akustischen Gitarren an den Bühnerand und sangen mit dem durchnässten Publikumsrest unplugged Songs wie „Mrs Robinson“ (Simon and Garfunkel), „Hickory wind“ (Gram Parsons) oder „I still miss someone“ (Johnny Cash). Großes Theater, große Gefühle, und wir waren mittendrin …

unplugged - zwei Mickys und zwei Trishas
unplugged – zwei Mickys und zwei Trishas

Ich habe die Macherin des Festivals und Red-Ants-Pants-Chefin Sarah Calhoun gefragt, ob sie sich und ihrem Team das Ganze im nächsten Jahr noch einmal zumuten will. Die Antwort war nach kurzem Nachdenken eindeutig. „We will do it again !!” …

Shiregreen & Sarah Calhoun
Shiregreen & Sarah Calhoun

Am nächsten Wochenende geht es in Hailey/Idaho weiter mit dem Northern Rockies Folk Festival, wo ich dann auch als Überraschungsgast einige Songs vorstellen darf … und das vor erwarteten 3.000 Zuhörern … spannend 🙂

Summary for our American friends:
White Sulphur Springs sounds very budding. This small town in South-Montana was the scene fort he first Red Ants Pants Music Festival that offered anything what you can expect of an US-Folk-und Country-Festival: Old country-heroes as Guy Clark, Jerry Jeff Walker, Lyle Lovett or Rodney Crowell, Outdoor-Camping in Montana-style, Street-Dance and Barbecue-cook-off, the unavoidable rain shower and of course the Red Ants Pants …



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1 Antwort zu “Red Ants Pants Music Festival”

  • Tina RiRo sagt:

    hui……da gab es aber viel auf die Ohren…..und die Möglichkeiten des Internets ermöglichen auch gleich sich die wunderbaren Musiker zu suchen und selber anzuhören. Bearfoot und the Trishas fand ich schon mal richtig gut, weiter bin ich jetzt am frühen Morgen noch nicht gekommen, aber bei den anderen beschriebenen Künstlern werde ich die Tage auch mal reinhören. Lieber Klaus, du wirst dich , wieder zurück in Deutschland, bestimmt zu Konzertagenten entwickeln, und Licherode wird heiß begehrt werden, ich sehe es schon! So viele gute Musiker, wie du in der Amerika Zeit getroffen hast und nach Deutschland holen möchtest!
    Ein sehr feiner Blog mit vielen Möglichkeiten sich danach weiterzubeschäftigen, wenn man gerade die Zeit dazu hat.
    http://youtu.be/XE4Myo-4rzU
    Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende…na ja bei euch ist ja seit Monaten eigentlich immer Wochenende….. Tina

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