Redwood Forest – Baumriesen wie Fabelwesen

31 08 2011
Redwood-Kronen unendlich hoch oben ....

Redwood-Kronen unendlich hoch oben ....

Nach fast 5 Monaten und 20.000 Kilometern „on the road“ und all den wunderbaren Naturschönheiten, die wir gesehen haben, könnte man denken, uns kann nichts mehr beeindrucken. Fehlanzeige, der Redwood Forest hat uns zwei absolut umgehauen. Als ich diesen urtümlichen Nebelwald betreten habe und die schweigenden Riesen auf mich habe wirken lassen, wurde mir klar, dass dieser Wald (neben Schluchten, Musik und Angelika :-)) einer der Hauptgründe war, die mich in die USA gezogen haben. Und ich denke, Angelika ging es nicht anders: Man steht dort atemlos, demütig, aber irgendwie auch sehr glücklich …

unten grüner Urwald ... und ganz weit oben die Baumkronen

unten grüner Urwald ... und ganz weit oben die Baumkronen - nicht auf einem Bild festzuhalten 🙂

Regenwald - hat uns so auch an Gomera erinnert

Regenwald - hat uns so auch an Gomera erinnert

Der ständige Westwind im äußersten Nordzipfel Kaliforniens treibt Tag für Tag Nebel vom Pazifik landeinwärts, die die küstennahen Berghänge mit Feuchtigkeit überziehen. So ist über gut 50 km Länge ein regelrechter Regenwald entstanden, mit einem dichten Unterbau u. a. aus Moos, Flechten, Farnen und Rhododendren. In diesem optimalen Wachstumsklima gedeihen die höchsten Bäume, die unsere Erde hervorgebracht hat, besonders gut. Der Coast Redwood wird über 100 Meter hoch, bis zu 2.000 Jahre alt und besitzt einen Stammdurchmesser von bis zu sieben Meter. Man muss sich das einfach mal vorstellen: Aus einer Frucht nicht größer als eine Tomate wird ein bis zu 500 Tonnen schwerer Gigant, der Feuer, Insekten und Stürmen trotzt.

der "Giant Tree" - bei der letzten Messung 1991 schon 363 ft. hoch

der "Giant Tree" - bei der letzten Messung 1991 schon 363 ft. hoch

Zur Veranschaulichung ein Beispiel aus dem Fußballsport, weil wir ja wissen, dass viele von Euch in diesen Kategorien denken: Ein umgelegter Redwood würde in der Schalker Veltins-Arena von einer Torlinie bis zur anderen reichen, und es würde die komplette Schalker Elf benötigen, um den Stamm mit ausgestreckten Armen zu umfassen.

Klaus erste Begegnung mit einem Redwood

Klaus erste Begegnung mit einem Redwood

Redwoods atmen die Feuchtigkeit übrigens weitgehend über die Blätter und die Rinde ein, pro Tag kann so ein Riese bis zu 500 Liter Wasser aufnehmen. Die Rinde ist bis zu 40 cm dick und selber wieder Nährboden für Farne, Rhododendren und sogar andere Bäume. Redwoods haben die Jahrmillionen überstanden, Eiszeiten und Kontinentalverschiebungen; nur der Mensch hätte ihnen mit Rodungen fast den Garaus bereitet. Heute gibt es Redwoods nur noch an drei Stellen auf der Erde: Die Coastal Redwoods in Nordkalifornien, die Giant Sequoia in der kalifornischen Sierra Nevada (da fahren wir noch hin :-)), und die Dawn Redwoods in China (die lassen wir aus, die sind auch kleiner).

Rhododendren wachsen in der tief gefurchten Rinde des Redwoods

Rhododendren wachsen in der tief gefurchten Rinde des Redwoods

Wir sind viele Stunden und Kilometer durch den Redwood Forest gewandert, und die Faszination lässt nicht nach. Wir sind sogar den Damnation Trail (Weg der Verdammnis) gelaufen, einen der schwierigsten Wege überhaupt. Der Trail führt vom Redwood Forest durch alle Vegetationszonen bis an die felsige Küste und überbrückt dabei 400 m Höhenunterschied. Runter war easy, rauf weniger. Aber die Faszination des Waldes und unser Trainingseffekt aus vier Monaten Höhentraining auf 2.000 m haben uns wie Bighorn-Sheeps den Berg hinaufgetragen. Zudem haben Nebel und Sonne für großartige, Regenbogenartige Lichtreflexe gesorgt, die zu ca. 150 Photos geführt haben.

Regenbogen-Strahlenkranz-Wald-Riesen

Regenbogen-Strahlenkranz-Wald-Riesen

Redwoodforest - Nebelwunderland ...

Redwoodforest - Nebelwunderland ...

Was macht den Redwood Forest denn nun so besonders? Sind es nur die gigantischen Ausmaße? Nein, es ist die besondere, fast mystische Stimmung, die dieser Wald verbreitet. Es ist dort unendlich grün, und irgendwie aber auch sehr leise (wahrscheinlich weil die Kronen so hoch sind). Und man selber ist im Vergleich zu den Baumriesen unendlich klein. So denkt man zwangsläufig über die eigene Größe und Bedeutung nach. Und eine anfängliche Beklommenheit und Demut weicht nach und nach einer heiteren Gelassenheit.

Klaus in seinem Wald-Wunder-Land

Klaus in seinem Wald-Wunder-Land

Ich persönlich fühle mich im Wald ohnehin zuhause und geborgen, auch in unserem schönen Mischwald in Nordhessen. Die Bäume im Redwood haben aber einen ganz eigenen Charakter, ich musste immer wieder an die weisen Ents aus dem „Herrn der Ringe“ denken. „Ihr kleinen ungeduldigen Hobbits müsst noch lernen, dass alles seine Zeit braucht … Hum,  hm; hum, hm …“ Und dann wollte ich die Redwoods dauernd umarmen, aber leider ist das bei 20 m Umfang nicht machbar. Aber anlehnen kann man sich schon … und bei vielen darf man sogar unten eintreten, auch wenn sie ganz oben noch fröhlich weiter wachsen.

AC im Baum - und über mir noch 80 Meter Baum ...

AC im Baum - und über mir noch 80 Meter Baum ...

Wir würden jedem von Euch nur sehr wünschen, diesen wunderbaren Wald und vor allem die Redwoods einmal persönlich kennenlernen zu können.

Summary for our American friends:
After five months and 12,000 miles „on the road“ and after all these natural beauties we have seen you might think nothing can impress us anymore. But that’s absolutely wrong. The Redwood Forest hit us deep in the heart. As we entered this ethnic rain forest and felt the spirit of these 370 ft high silent giants I felt that this forest was one of the many important reasons for us to come to the US. You are standing there breathless, humbly, but also perfectly happy …



Aktionen

Informationen

2 Antworten zu “Redwood Forest – Baumriesen wie Fabelwesen”

  • Susi sagt:

    Tooooolle Bilder! Aber „150 Bilder“?! So viele mach ich auch an einem Nachmittag im Zoo! 😀 Naja, wenn allerdings alle von dem Kaliber sind, dann sind „nur“ 150 Bilder vielleicht doch recht gut. 🙂 ich freu mich drauf, sie alle zu sehen! 😀

  • Tina RiRo sagt:

    Ein ganz besonderes Erlebnis, das du wunderbar schilderst lieber Klaus, schon beim Lesen versteht man etwas von der Größe, der Erhabenheit dieses Waldes….und die Bilder erst sind der Hammer…..einfach grandios. Das Baumkronenbild hat fast etwas Grafisches, lässt die Höhe erahnen und trotzdem ist es licht und hell..
    der Urwald darunter, den hätte ich fast nicht erwartet unter so hohen Bäumen, das heißt ja wohl, dass noch genügend Licht hindurchkommt,
    der Giant Tree….ein beeindruckender Riese, ach ich hätte sie auch alle umarmen wollen , glaube ich,
    die bewachsene Rinde, wieder Tummelplatz für andere Pflanzen, irre was die Natur so alles hervorbringt,
    und dann die Nebelbilder, was soll man da noch sagen, für mich als Fotografin ein Highlight, einfach wunder- wunderschön….bitte mehr davon!
    Klaus im WunderWald….mit Nebel….ein tolles Bild,
    und Geli im Riesenbaum…..wenn es Zauberbäume wären , hätte man ev. Angst um dich haben müssen…aber so einfach nur ein starkes Foto..
    Ihr Lieben wir sind drei Tage in Zandvoort, bis einschließlich Montag, dann gibts bestimmt was Neues zu lesen,
    Gruß und Kuss
    Tina

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>