Yellowstone III: Die Rückkehr der Wölfe …

2 08 2011
Im Yellowstone gibt es weiße, graue und schwarze Wölfe

Im Yellowstone gibt es weiße, graue und schwarze Wölfe

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Wölfe im Yellowstone Park systematisch ausgerottet. Ursachen waren über Jahrhunderte gewachsener Hass und Angst des Menschen vor diesem Widersacher, der vielen einfach unheimlich war. Doch die Folgen dieses Eingriffs wurden schnell deutlich: Ohne die Wölfe begann das ökologische System des Yellowstone zusammen-zubrechen, weil ein entscheidendes Glied einfach fehlte. Und trotz enormer Widerstände wurde 1995 die Wiederansiedlung des Wolfes gestartet … und zum Glück mit großem Erfolg.  Ein eindrucksvolles Lehrstück aus dem Land der ökologischen Unbedarftheit …

Über Jahrtausende befanden sich Jäger und Gejagte, Wölfe und Bären, Elks und Bisons, im Yellowstone Park im Gleichgewicht.

wilde Bisonherde im LamarValley

wilde Bisonherde im LamarValley

So hatte die Natur den Wölfen und den Elks (Waipiti-Hirsche, nicht Elche!!) als deren Hauptnahrungsquelle ziemlich exakt die gleiche Geschwindigkeit mitgegeben, so dass tatsächlich Chancengleichheit bestand: Die Schwachen bleiben auf der Strecke, der Starke überlebt. Aber die Jäger und auch selbsternannte Naturschützer beschlossen, dass der Elk wertvoller sei, und so hat man seinen natürlich Feind, den Wolf, zumindest im Yellowstone, kurzerhand komplett ausgerottet.

Nur wenige Jahre später wurden die Folgen immer deutlicher sichtbar. Elks, die sich nicht mehr nach ihren natürlichen Feinden umdrehen müssen, können in aller Ruhe und ununterbrochen fressen. Sie vermehrten sich immer weiter, und sie fraßen die schmackhaften Setzlinge der ohnehin knappen Laubbäume (Cottonwood wie Espen und Weiden) ratzeputz auf. Damit verlor der Biber seine Lieblingsnahrung, und er wanderte ab.  Die Landschaft des Yellowstone begann zu verarmen. Die Parkverwaltung reagierte auf die Elk-Überbevölkerung mit massenhaften Erschießungen der bislang so geliebten Hirsche – aber ohne Erfolg, die „Elkschwemme“ war nicht mehr einzudämmen.

Elks in den Grünanlagen

Elks in den Grünanlagen

So wuchs bei einigen „Verrückten“ allmählich die Idee, den Wolf wieder anzusiedeln. Und nach zwanzig Jahren des Kampfes gegen Widerstände bei Politik, Ranchern, Jägern und weiteren Lobbyisten war es 1995 soweit. 31 aus Kanada importierte Wölfe wurden im Yellowstone schrittweise ausgewildert. Und das wurde eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Heute leben hier über 300 Wölfe in 25 Rudeln, der Wolf hat seinen Platz im Öko-System des Yellowstone wieder eingenommen.

Wolfsrudel (im DiscoveryCenter)

Wolfsrudel (im DiscoveryCenter)

Und es ist unglaublich, wie schnell und wie radikal die Rückkehr des Wolfes den Park verändert hat. Hierzu einige wenige Beispiele, die wir unserem guten Freund und weisen Ökologen Wolfgang Ellenberger widmen möchten:

•    Die Zahl der Elks ist drastisch zurückgegangen und hat sich auf ein verträgliches Maß eingependelt.
•    Dadurch hat sich die Zahl der Laubbäume wie Espen und Weiden vor allem im Nordteil des Parks wieder erholt.
•    Daraufhin sind dann auch die Biber still und heimlich in den Park zurückgekehrt und regulieren nun wieder die Landschaft.
•    Dies hat auch die Nahrungsgrundlage für die Schwarzbären wieder verbessert.

Schwarzbär an der Straße

Schwarzbär an der Straße

•    Und da die Wölfe bei ihren Jagden nun wieder Kadaver hinterlassen, ist auch die Zahl der (Teil-)Aasfresser wie Raben, aber auch Grizzly-Bären und Weißkopf-Seeadler wieder deutlich angestiegen.

Eagle im Nest ... auch an der Straße im Park

Eagle im Nest ... auch an der Straße im Park

•    Und auch die Zahlen der Touristen sind deutlich angestiegen. Sei es Nervenkitzel, sei es neu entdeckte Liebe: Der Wolf hat sich zu einem absoluten Publikumsliebling entwickelt.

Natürlich gibt es auch Verlierer: So muss der Kojote nun immer öfter ängstlich über seine Schulter schauen, denn gegen den Wolf hat er keine Chance.

Kojote an der Straße

Kojote an der Straße

Der Kojote fristet im Yellowstone nun nur noch ein Nischendasein, dafür ist sein Konkurrent, der Rotfuchs, stark im Kommen, denn durch den Rückgang des Kojoten haben sich die Bestände vieler Kleinsäuger und Wasservögel wieder erholt.  Kurzum, der Yellowstone nähert sich wieder dem Zustand vor dem kurzsichtigen Eingriff des Menschen an.

Entenfamilie im MadisonRiver

Entenfamilie im MadisonRiver

Alle Bilder in diesem Blog stammen natürlich wie immer von Angelika, und fast alle sind in freier Wildbahn aufgenommen. Ausnahme sind die Photos von den Wölfen und Grizzly-Bären. Die haben wir im dem Park angegliederten „Discovery Center“ aufgenommen, wo Wölfe und Bären, die im Park selber keine Zukunft mehr hatten, unter wirklich guten Bedingungen gehalten und mit pädagogischem Konzept gezeigt werden.

Grizzly im DiscoveryCenter

Grizzly im DiscoveryCenter

Hierzu muss man wissen, dass z. B. ein Bär, der einmal erfolgreich die Kühltasche eines Campers geplündert hat, nie wieder normales Verhalten zeigen wird und immer wieder Campgrounds heimsuchen wird. Solche Bären werden aus dem „Lebensraum entfernt“, im besten Falle kommen sie ins Discovery Center …

"Wildlife - watching" von Mimi Matsuda

"Wildlife - watching" von Mimi Matsuda (www.mimimatsudaart.com)

Und damit verabschieden wir uns dann auch von der eindrucksvollen Tierwelt im Yellowstone …

Summary for our American friends:
In the middle of the 20th century the wolves were eliminated from Yellowstone Park completely. The reasons were deep hate and fear people felt about this unknown enemy. But very soon the consequences could clearly be seen: Without the wolfes the ecosystem of Yellowstone started to break down for the missing of an important link. And in spite of very strong resistance of lobbies of rangers and hunters in 1995 the reintroduction of the wolves was started … and it became a big success.  Now Yellowstone is getting closer to the ecological balance again. One more impressing story we all should keep in our minds …



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2 Antworten zu “Yellowstone III: Die Rückkehr der Wölfe …”

  • Anneliese Linke sagt:

    Hallo, ihr beiden,
    da seid ihr also wieder aufgetaucht aus den Tiefen des Yellowstone NP…..und gleich der erste Blog ist – wie wir es ja von euch gewöhnt sind – sehr informativ und vor allem auch super bebildert. Gleich werde ich mich auf Yellowstone IV „stürzen“
    Viele liebe Grüße aus SG

  • Tina RiRo sagt:

    Die Geschichte davon, wie die Natur sich ändert, wenn nur ein Teil davon fehlt ist ja frappierend….gut, dass man das Rad noch einmal in die andere Richtung gedreht hat und sich fast alles wieder eingependelt hat. Obwohl mir als ängstlicher Mitteleuropäerin der Gedanke an Bären und Wölfe in meiner Nähe schon etwas Magengrummeln verschafft. Aber ich glaube die Gegend um den Nationalpark ist ja wohl wenig oder gar nicht besiedelt?
    Wunderbare Bilder, klasse Text….man lernt hier nie aus meine Lieben.
    Liebe Grüße
    Tina

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