Einer fehlt doch noch …

11 06 2011
Cedar Breaks - der höchste Punkt des Grande Staircase

Cedar Breaks - der höchste Punkt des Grande Staircase

Wer aufmerksam gelesen hat und sich ein bisschen im Colorado Plateau auskennt, weiß, dass einer der großen vier noch fehlt. Grand Canyon, Zion Canyon und Bryce Canyon hatten wir besucht, aber den höchsten Punkt, die Cedar Breaks, hatten wir uns für den Schluss aufgehoben. Es gab allerdings ein Problem. Das National Monument liegt auf 3.200 m Höhe und war nach einem unendlich langen Winter wegen meterhohem Schnee noch geschlossen. Aber davon haben wir uns nicht abschrecken lassen und haben es dann doch versucht, irgendwie in den Park zu gelangen …

Die Nachricht, dass Cedar Breaks noch geschlossen ist, hatten wir schon im Info-Center des Zion-Parks mitbekommen. Aber unvernünftig, wie wir sind, haben wir uns auf den Weg gemacht, der über die wunderbare Road 14 von Cedar City immer weiter bergauf führt. Als dann die Schneereste entlang der Straße immer weiter anwuchsen und die Reste von Fels-Lawinen die halbe Straße blockierten, wurde uns dann doch etwas mulmig. Übernachtet haben wir auf einem Campground des National Forest, der normalerweise 30 Plätze hat; nur fünf waren offen, alle anderen noch wegen Schneebruch gesperrt. Wir waren mittlerweile auf 2.600 m Höhe (Nordlage!), und nachts gingen die Temperaturen wieder unter den Gefrierpunkt zurück.

Am nächsten Morgen sind wir dann zur Zufahrt zu den Cedar Breaks gefahren, und wie befürchtet, war die Zufahrts-Straße rigoros gesperrt. Aber jetzt trennten uns doch nur noch 7 km von unserem Ziel, und so wir haben beschlossen, uns zu Fuß auf den Weg zu machen.

Schnee am Straßenrand höher als Klaus

Schnee am Straßenrand höher als Klaus

14 km hin und zurück klingt ja auch gar nicht so schlimm, allerdings muss man wissen, dass wir jetzt auf über 3.000 m Höhe waren, wo die Luft nur noch halb soviel Sauerstoff hat. Da bringen einen die Steigungen ganz schön aus der Puste, und die Wege werden subjektiv doppelt so lang.

Aber genug des Spannungsaufbaus: Die Straße war geräumt, die Sonne schien und es war gut zu gehen. Doch der Schnee am Straßenrand stieg immer höher und war bald über zwei Meter hoch, und ich denke, wir hätten es nicht geschafft. Aber dann nach ca. 5 km hörten wir ein Fahrgeräusch und drei Park-Ranger kamen … und sie haben uns weder getadelt noch zurückgeschickt, sondern nach einem netten Auftaktgespräch mitgenommen. Der Boss (Russ Cash) war schon in Frankfurt, ist Rock- und Jazz-Musiker und zeigte sich zudem hoch interessiert an Umweltbildung und Licherode.

So hatten wir das Glück, eine halb dienstliche Sonderführung zu bekommen, quasi ein umweltpädagogischer Erfahrungsaustausch zwischen Hessen und Utah (ich habe die Arbeitszeit aber nicht aufgeschrieben). Der Weg zur Besucherplattform führte durch 4 m hohe Schneewände, und auf der Plattform tummelte sich ein Murmeltier. Nein, es hat nicht gegrüßt und auch nichts zum Wetter gesagt, es ist einfach abgehauen.

Von der Plattform hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Cedar Breaks, die aus zwei Amphitheatern mit bizarren Sandsteinerosionen bestehen; alles Weitere sagen Angelikas Photos.

Point Surpreme Overview

Point Surpreme Overview

Russ hat uns dann noch durch das geschlossene Infozentrum geführt und uns mit Hintergrundinfos versorgt. So z. B. über das spannendste Tier, das dort oben lebt: Der American Pika ist ein drolliger Pfeifhase, der aber nur in Kälte und großer Höhe leben kann. Sein Blut gerinnt bereits bei 28 Grad, und Experten befürchten, dass der Pika eines der ersten Opfer des Klimawandels werden könnte.

Russ hat uns dann noch die 7 km zu unserem Wohnmobil zurückgefahren und sich über Licherode-Broschüren und Shiregreen-CDs riesig gefreut. Und wir hatten die großen vier nun komplett und waren einfach nur glücklich …

Summary for our American friends:
After visiting Grand Canyon, Zion und Bryce-Canyon we tried to get to Cedar Breaks as the last of the Grand Four of the Grand Staircase.  But there was a problem:  After an endless winter the National Monument was closed because of eight ft. (and more) of snow.  But we tried to get there anyway and decided to walk the closed road (4 miles one way). And once again we had luck: After three miles some very friendly rangers came by and gave us a lift in their car. We had nice talks about enviromental education in Germany and Utah and about music. And we got a very special and private guided tour through the visitor centre and to the viewing platform from where we could see the snow covered Cedar Breaks and a marmot …

Cedar Breaks NM

Cedar Breaks NM



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3 Antworten zu “Einer fehlt doch noch …”

  • Anneliese Linke sagt:

    Wow, was sind das wieder für spannende Berichte und Fotos, ihr seid wirklich zu beneiden.
    Der Abstecher zu den Cedar Braeks war ja auf ganz spezielle Weise ein besonderes Highlight auf eurer mit überraschenden und ungewöhnlichen Erlebnissen und Erfahrungen geradezu gespickten Reise.

    Macht’s weiter gut und vergesst nicht, gut auf euch auf zu passen!

    Einen schönen Pfingsttag –
    mit vielen lieben Grüßen
    von Mutti/Anneliese

  • K. sagt:

    Ihr schleppt wirklich Licherode-Zettelchen mit euch rum? Ist nicht wahr 🙂 Aber nungut, wenn ihr damit spannende Ausflüge „bezahlen“ könnt, dann scheint das nur eine Währung zu sein, die hier noch keiner verstanden hat 😉 (Vielleicht tauscht die Bank ja auch…? :-D)
    Ich geh jetzt ins Bett, nachdem auch meine Seife jetzt endlich schläft 🙂
    LG, K

  • Martina Rimroth sagt:

    was habt ihr ein Schwein gehabt…..klasse so eine private Führung, keine anderen Touristen, atemberaubende Ausblicke und nette Leute kennengelernt…. eine tolle Sache euer Ausflug und dazu auch noch die wunderbaren Fotos.
    Ich wünsche euch einen schönen Pfingstsonntag und hoffe, dass ihr jetzt nicht mehr frieren müsst.
    Liebe Grüße
    Tina
    PS gleich kann ich Julia, die ebenfalls Besuchsamerikanerin, nach 2 Wochen wieder zu Hause begrüßen….freu…

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