Black Canyon of the Gunnison oder: Canyons, die allerletzte …
30 06 2011Eigentlich wollten wir das Canyon-Kapitel ja schon abgeschlossen haben, aber wie schon angedeutet, hat uns Sue Henry in ihrem Buch „The Serpents Trail“ den Mund wässrig gemacht. Der „Black Canyon of the Gunnison“ sei anders als alle anderen Canyons und außerdem nur eine gute Autostunde von Grand Junction entfernt. Und da der Gunnison auch in dem wunderschönen Townes-van-Zandt-Song „Snowing on Raton“ besungen wird, haben wir uns erweichen lassen und sind noch schnell zum Black Canyon gefahren. Daraus sind zwei wunderschöne Tage geworden, mit einem einmaligen Canyon, Bären-Alarm und der unglaublichen Story von William Torrence …
Manche Canyons sind länger, manche tiefer, manche enger, ganz wenige vielleicht auch steiler, aber kein anderer Canyon kombiniert all diese Eigenschaften so eindrucksvoll wie der Black Canyon. Und er ist tatsächlich fast schwarz, denn wir schauen hier in finstere und fast zwei Milliarden Jahre alte Gesteinsschichten, die aber immer wieder von Pegmamitgängen wie von hellen Adern durchzogen werden.
Der Canyon ist zwar nur gut 500 m tief, aber dafür auch nur 300 m breit. Das bedeutet, dass die Sonne nur selten den Boden erreicht.
Das hatten wir so noch nicht gesehen, und das hat uns gefesselt. Wir haben einen Platz auf dem Campground mitten im Park ergattert und konnten uns so ganze zwei Tage Zeit für den Canyon nehmen. Wenn man weiß, dass der Durchschnitts-Tourist einen Durchschnitts-Nationalpark in durchschnittlich 3,5 Stunden abhandelt, ist das überdurchschnittlich viel :-). Dass der Campground erstaunlich leer war, hatte aber noch einen zweiten Grund. Es war akuter Bären-Alarm. Zusätzlich zu den ohnehin üblichen Warnungen vor aufdringlichen Bären wurde vor einem ausdrücklichen Problem-Bären gewarnt, der in den letzten Tagen einem Touri den Rucksack entrissen, am hellen Tage den Campground unsicher gemacht und sogar ein Zelt angegriffen hatte. Wir haben versucht, ihn mit Leckereien und guten Songs anzulocken, aber er kam nicht zu uns. Aber eigentlich bin ich auch nicht ganz sicher, ob ich das gebraucht hätte – aber Angelika wollte ihn unbedingt mit Yogi bekannt machen 🙂
Naja, und dann ist da noch die Geschichte von William Torrence, der im Jahr 1900 das Wagnis unternahm, den völlig unzugänglichen und gefährlichen Canyon zu erkunden. Ziel war es, eine geeignete Stelle für einen Tunnel zu finden, durch den man das kostbare Wasser in das benachbarte Uncompahgre-Tal und nach Montrose leiten könnte. Bereits am ersten Tag gingen Boot und Ausrüstung in den Stromschnellen zu Bruch; William und seine 7 Gefährten haben zu Fuß weitergemacht und aus dem geplanten 5-Tage-Trip wurde eine einmonatige erfolglose Odyssee. An der engsten Stelle (12 m breit und 518 m tief) kamen sie nicht weiter und mussten den Canyon durch eine Seitenschlucht verlassen.
Aber der wackere William hatte immer noch nicht genug. Ein Jahr später hat er es gemeinsam mit dem Wasserbau-Ingenieur Fellows noch einmal probiert. Diesmal haben die zwei sich auf einer Matratze in die Fluten gestürzt. Und sie haben es geschafft: In neun Tagen haben sie 33 Meilen zurückgelegt, den Fluss 76mal überquert und sogar eine Stelle gefunden, die sich für den Tunnel eignet. 1905 wurde mit dem Bau des 6 Meilen langen Gunnison Diverson Tunnels begonnen, der 1909 fertig gestellt wurde und der bis heute Wasser in das allzeit grüne Uncompahgre-Tal liefert. Das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht werden …
Summary for our American friends:
Although we thought we had seen enough canyons we decided to take a look at the „Black Canyon of the Gunnison“. It was recommended by Sue Henry in her book “The Serpents Trail”. And Sue was right: This Canyon is different from all the others. We have spent two beautiful days there, with a deep and narrow canyon, a bear alert and the unbelievable story of William Torrence who explored the canyon in 1900.
und welcher Canyon kommt als allerallerletzter? Sie werden mir fehlen! Durch eure Beschreibungen und Erklaerungen habe ich eine Menge gelernt und moechte sie auch alle einmal besuchen. Das Gefuehl Baeren betreffend ist immer sehr unterschiedlich, einerseits will man sie sehen und moeglichst nah wegen der Bilder, andererseits hat man aber auch grossen Respekt.
Liebe Gruesse
Joachim
Wahrscheinlich wisst ihr es schon, aber ich habe grad eins von Angelikas Fotos auf Spiegel Online entdeckt:
http://www.merian.de/fotostrecke/fotostrecke-69780-29.html
Herzlichen Glückwunsch, du Fotokünstlerin 🙂
Und noch eins!
http://www.merian.de/fotostrecke/fotostrecke-69780-40.html