Ornithologisches Intermezzo
16 08 2011Die Zeit der großen Musik-Festivals ist jetzt vorbei, dafür warten auf uns im Westen noch der Pazifik und großartige Naturreservate wie der Redwood-Forest oder der Yosemite National Park. Dazwischen haben wir uns jetzt noch ein kleines ornithologisches Intermezzo gegönnt, halb geplant und halb ungeplant. Im Bruneau Dunes State Park durften wir den Start zur Migration der Nighthawks miterleben, und im World Center for Birds of Prey konnten wir das noch offene Kapitel des „Californian Condor“ abschließen … und mit dem Harpy Eagle einen unglaublich schönen Adler kennen lernen.
Doch alles der Reihe nach: Nach dem Abschied aus dem schönen Sun Valley führt unser Weg straight nach Westen, dem Oregon Trail entlang Richtung Pazifik. Das Ende der ersten Tagesetappe war der Bruneau Dunes State Park am Ende der Ebene des Snake River. Denn es gibt nicht nur in Colorado (Great Sand Dunes) und New Mexico (White Sands) weit vom Meer entfernte, riesige Sanddünen, sondern eben auch im Südwesten von Idaho. Und die sind hellgrau, gut 150 Meter hoch und spiegeln sich spektakulär in zwei Seen. Wir haben eine erklommen, der Ausblick war mehr als eindrucksvoll.
Aber die völlig unerwartete Sensation folgte dann abends auf dem am Fuße der Dünen gelegenen Campground. Wie immer warteten wir bei unserem romantischen Abend-Dinner auf die Nighthawks (s. den Song „When the nighthawks came“ :-)), aber diesmal waren es nicht drei oder fünf oder zehn dieser seltsamen Mischung aus Mauersegler und Eule, sondern 50 bis 80, die lange Zeit über uns kreisten und ihre Flugkunststücke zeigten. Ein Blick ins Internet gab uns die Antwort: Mitte August beginnt die Migration der Nighthawks, die sich zuerst in Montana und Idaho zu Gruppen sammeln und dann gen Süden, nach Südkalifornien, Mexiko und sogar bis Südamerika ziehen. Das war ein unvergessliches Erlebnis …
Nach dem Frühstück, bei dem wir immer noch einige Nachzügler-Nighthawks beobachten konnten, ging es dann weiter gen Westen – begleitet vom beißenden Geruch einer ganzen Reihe von Prärie-Fires. Wie schön kühl war es in den Sawtooth-Mountains mit 25 Grad gewesen, wo wir sogar einige wenige Regenschauer erleben durften. Hier ist es jetzt wieder bei 35 Grad knistertrocken. Da lodern an allen Ecken und Ende die Wildfires, und die Löschfahrzeuge und -flugzeuge sind im Dauereinsatz. Was uns immer wieder erstaunt hat, ist, dass trotz dieser hohen Feuergefahr auf praktisch allen Campgrounds Lagerfeuer (im Metallring) erlaubt sind; das abendliche Barbeque am Campfire gehört zu den unerschütterlichen Grundrechten der Amerikaner, koste es, was es wolle.
Die nächste Station war dann das World Center for Birds of Prey bei Boise, der hübschen Hauptstadt von Idaho. Denn wir hatten noch eine Rechnung offen: Zwar wussten wir, dass in den letzten Jahren die Rettung des Californian Condor gelungen ist, aber wir hatten im Grand Canyon überhaupt keinen und im Zion National Park nur einen aus ganz weiter Entfernung beobachten können. 1987 war die Zahl dieser prächtigen Vögel mit 3 m Spannweite bis auf 22 gesunken; DDT, Bleireste in Kadavern und natürlich die Zerstörung seines Lebensraumes hatten die Aasfresser an den Rand der Ausrottung gebracht.
Heute gibt es im Westen der USA wieder fast 400 Exemplare, und viele davon wurden (und werden auch heute noch) im Raubvogel-Zentrum in Boise aufgezogen und für die Auswilderung vorbereitet. Das „Condor-Projekt“ aus erster Hand erläutert zu bekommen, war enorm spannend. Die im Besucherbereich des Zentrums lebenden Kondore hatten sich übrigens, ähnlich wie die Grizzlys im Park in West-Yellowstone-Park, zu sehr an Menschen gewöhnt. Sie haben sie durch Betteleien beim Canyon-Wandern gefährdet und mussten daher „der Wildnis wieder entnommen werden“.
Und dann haben wir noch einen ganz anderen Gesellen kennen gelernt, von dem wir bisher noch gar nichts wussten. Der Harpy Eagle ist der mit bis zu 2,50 m Spannweite größte und auch kräftigste Adler überhaupt; früher gab es ihn wohl auch im Süden der USA, heute findet man ihn aber nur noch in Südmexiko und Argentinien, wo er sich vor allem von Affen und Faultieren ernährt. Aber auch dort ist er gefährdet, denn die Einheimischen fürchten und jagen ihn, weil er angeblich Lämmer und sogar Kinder stiehlt. Das ist natürlich Quatsch, und um mit diesem für den Harpy Eagle lebensbedrohenden Unsinn aufzuräumen, werden im Center in Boise Harpy Eagles gezüchtet und trainiert, die dann in Schulen in Argentinien zu pädagogischen Zwecken eingesetzt werden. Ein tolles Projekt, das aber wegen der Finanzkrise in den USA und den zurückgehenden Spenden gefährdet ist …
Summary for our American friends:
The time of the great folk-festivals is over now. But now we are heading for the west where the Pacific Ocean and great National Parks as Redwood-Forest or Yosemite are waiting for us. In between we allowed ourselves a little ornithologic intermezzo. In Bruneau Dunes State Park in southwest Idaho we witnessed the beginning of the migration of the nighthawks. And the World Center of Bird of Prey in Boise is one of the places from where the successful reintroduction of the Californian Condor was managed …. and there we got to know the beautiful Harpy Eagle.
Deine ornithologischen Schilderungen, lieber Klaus sind ungemein anschaulich und ziehen mich wirklich in ihren Bann. Dazu die einmaligen Fotos von Angelika — allererste Sahne! Mal wieder ein dickes Dankeschön für die Möglichkeit der Teilhabe.
Ich freue mich heute schon auf den nächsten Blogeintrag!
1000 liebe Grüße
Mutti/Anneliese
Hallo ihr Zwei,
erst mal könnte ich mich 1 zu 1 Annelieses Worten anschließen….
Dazu kommen noch die wunderbaren Bilder der großen Sanddünen, war bestimmt ein besonderes Erlebenis dort hinauf zu klettern…
Der Harpey Eagle scheint ja wirklich ein beeindruckendes Tier zu sein, die Bilder zeigen das an….besonders das letzte hat es mir angetan…aber auch Luigi ist eine Schönheit!
Ganz liebe Grüße
Tina