Eine Straße wie ein Traum …

18 06 2011
Route 12, Utah

Route 12, Utah

Wir wandern fast jeden Tag, und diese Wanderungen sind immer tolle Momentaufnahmen und gewähren tiefe Einblicke. Die traumhaften weiten Landschaften erschließen sich aber (leider) nur über Straßen; Amerika lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes am besten mit dem Auto erfahren. Und auch wenn wir für unsere Flug- und Yogi-Kilometer eine freiwillige Öko-Abgabe bezahlen, bereiten uns die vielen Meilen unter ökologischer Sicht ein schlechtes Gewissen. Aber wir haben uns nun mal für die Straße entschieden. Über den sinkenden Stern der Route 66 hat Angelika ja schon beeindruckend geschrieben. Wir haben aber eine neue Traumroute ausgemacht: Die Route 12 in Utah bietet über fast 200 km unvergessliche Landschaften, nette Städtchen und tolle Campgrounds  … absolut traumhaft!

Die Route 12 startet kurz vor Panguitch, wo man Richtung Westen von der 89 abbiegt, und führt sofort mitten in den Red Canyon.

Red Canyon

Red Canyon

Skurrile und tief rot leuchtende Sandsteinformationen säumen beidseitig die Straße, und mit zwei kleinen Tunneln führt die Straße sogar mitten durch die Felsen. Das ist ein erster konzentrierter Vorgeschmack auf den Bryce Canyon, dessen Zufahrt wenige Meilen später von der Route 12 abzweigt und der uns ja einen eigenen Blog wert war.

Weiter führt die Route 12 dann entlang dem fast schon lieblichen Paria River nach Cannonville, wo eine kleine asphaltierte Straße zum Kodachrome Basin State Park führt.

Kodachrome Basin

Kodachrome Basin

Hier haben wir zwei Tage auf einem wunderbaren Campground verbracht und sind auf kleinen Trails durch Canyons und Caves gewandert und haben Hoodoos und Pipes (allein stehende Sandsteinfelsen) bewundert. Die Spuren, die wir an einem Bachlauf unweit des Campground gefunden haben, waren allerdings nicht, wie im letzten Blog gemutmaßt, von einem Luchs, sondern eine Nummer größer von einem Puma (Mountain Lion oder auch Cougar); die Ranger haben uns bestätigt, dass Pumas (und auch Luchse) dort regelmäßig trinken. Vor die Kamera bekommen haben wir aber keinen, dafür aber eine junge Rabenfamilie. Dazu aber andermal mehr in einem eigenen Blog über unsere Tierbegegnungen.

Zurück auf die Route 12, die uns dann weiter nach Escalante führte, ins Herz des Grand Staircase. Hier gibt es u. a. auch einen Petrified Forest und ein tiefes Hole in the Rocks, wir haben uns aber einen Tag ausgeruht und lieber Live-Musik und einen Burger aus regionalem Beef genossen. Die kleinen Städtchen an der Route 12 wie Cannonville, Boulder oder Escalante haben durchaus Charme, es gibt nette Lädchen und sie sind keineswegs so „müllig“ oder gar bedrückend, wie es mitunter in Arizona oder New Mexico der Fall war.

Escalante - erster COOP in der Old Town

Escalante - erster COOP in der Old Town

Auf der Weiterfahrt nach Boulder ändert sich die Landschaft wieder dramatisch; gelbe, grüne, rote Felsen, versteinerte Sanddünen wechseln ab mit grünen Flusstälern. Eines davon, das Escalante-River-Valley, haben wir auch erwandert; es war toll, auch wenn wir uns mal wieder ein wenig verlaufen haben. In Boulder führt dann der Burr-Trail, eine Scenic-Nebenstraße, fast 50 km tief in die Wildnis hinein und folgt u. a. über 20 Kilometer einem engen und enorm bunten Canyon. Inkl. der 37 Foto-Stops und zwei Muffin-Pausen haben wir alleine für diesen Scenic-Byway fünf Stunden gebraucht, von denen sich jede Minute gelohnt hat.

Burr-Trail, Aussicht beim 1. Muffin-Stop

Burr-Trail, Aussicht beim 1. Muffin-Stop

Von Boulder führt die Route 12 dann steil hinauf in die Boulder Mountains, wo uns auf über 3.000 m Höhe mal wieder Schneereste erwartet haben … und eine unglaubliche Aussicht auf das Capitol Reef.

unser erster Eindruck vom CapitolReef

unser erster Eindruck vom CapitolReef

Die Boulder Mountains sind irgendwie wieder ganz anders, ziemlich alpin, mit Mischwald und Murmeltieren an der Straße. Hier bietet die Forstverwaltung billige (10 $) Campgrounds mitten im Wald, und wir haben uns einen Lagerfeuerabend im Single-Tree-Campground gegönnt. Am nächsten Morgen eine kleine Wanderung zu den Single-Tree-Waterfalls, wo wir uns dann wie viele hundert verliebte Paare vor uns an der Sandsteinwand hinter den Falls verewigt haben.

... die Bilder vom Wasserfall selbst sind nicht so beeindruckend ;-)

... die Bilder vom Wasserfall selbst sind nicht so beeindruckend 😉

Endstation der Route 12 ist Torrey, das nette Eingangsstädtchen zum Capitol Reef NationalPark. Das Capitol Reef ist eine Sache für sich: Eine steile und unüberwindbare Verwerfung, die sich beim Anheben des Colorado-Plateaus schräg wie ein Riff hochgeschoben hat.

PanoramaPoint CapitolReef

PanoramaPoint CapitolReef

Der höchste Berg sieht ein wenig aus wie das Capitol in Washington, daher der Name. Uns hat der Berg eher an den Berliner Reichstag erinnert, daher haben wir dann auch vom Berlin Reef gesprochen (keine Sorge, es hat keiner gehört). Das Ganze zieht sich dann über 120 km in Nord-Süd-Richtung, und was soll man sagen: wieder einmal atemberaubende Felsformationen, bunte Farbspiele, tiefe Canyons. Wir haben uns das alles zwei Tage angeschaut, aber irgendwie hatten wir das alles in den letzten Wochen schon gesehen (was für ein Luxus :-)).

So wird uns vom Capitol Reef vor allem die Kulturgeschichte in Erinnerung bleiben. Es gibt nämlich die Reste einer alten Mormonensiedlung mit Obstplantagen und Farmhouse zu besichtigen, wo wir dann sogar leckerste Scones und ein Spinat-Oliven-Brot erstanden haben, beides natürlich home-made.

Klaus im RetroCafe mit Strawberry-Pie (den hat er im Text noch vergessen aufzuzählen ;-))

Klaus im RetroCafe mit Strawberry-Pie (den hat er im Text noch vergessen aufzuzählen ;-))

Wenn man das Capitol Reef wahrnimmt,  wird einem klar, welchen Hindernissen sich die Siedler damals ausgesetzt gesehen haben … wir haben uns schon oft gefragt, wie die ihre Planwagen durch Canyons, Wüsten, Capitol Reef und Death Valley bekommen haben.

Ja, das waren 200 km und acht Tage auf einer wirklich traumhaften Route, die locker für einen ganzen Urlaub gereicht hätten. Unser absoluter Geheimtipp lautet also: Scenic Byway 12, along Utah’s all-american road …

Summary for our American friends:

We use to hike almost every day, and these hikes offer deep impressions. But the beautiful and wide landscapes can be experienced the best by car. Sadly the famous Route 66 has lost a lot of its glory. Angelika has written about this some weeks ago. But now we have found another dreamlike route. The 125 miles of the Road 12 in Utah are featuring unforgettable landccapes, nice villages and beautiful campgrounds and highlights as the Red Canyon, the Bryce Canyon, the Boulder Mountais and the Capitol Reef. It took us eight days to get along Route 12. And in this time we’ve seen enough beauties for a complete vacation.



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6 Antworten zu “Eine Straße wie ein Traum …”

  • Tina RiRo sagt:

    wow…… eine solche Straße scheint ja wirklich beeindruckend zu sein, es kommt auch bei mir an, durch Bilder und Text unterstützt, dazu höre ich grade mal wieder Klaus‘ neue Lieder….und warte darauf, dass meine Familie aus dem Sonntagmorgen-Koma aufwacht.
    Am Besten gefiel mir fast das hier: „inkl. der 37 Foto-Stops und zwei Muffin-Pausen haben wir alleine für diesen Scenic-Byway fünf Stunden gebraucht, von denen sich jede Minute gelohnt hat. “ Da hätte ich dabei sein können, jeden Fotostop und jeden Muffin genossen!
    Durch den Blog seid ihr und eure Erlebnisse doch sehr präsent , eine wunderbare Art, eure Reise ein bisschen mit zu erleben. Ich wünsche euch einen schönen Tag.
    Tina

  • Susi sagt:

    ist vorgemerkt für meine Tour durch die USA .. in .. 20xy! 😀

  • Susi sagt:

    Ach, verdammt! Ich wollte auch noch erwähnen: geniale Aufteilung! Was die Verpflegungswahl angeht. Habt ihr das geteilt? 😛 beide ein bisschen Scones und ein bisschen von dem Spinat-Oliven-Gedoens? 😀 und die Muffin-Stops scheinen sich bei der Aussicht wohl auch doppelt gelohnt zu haben. 🙂

  • shiregreen sagt:

    Also für die, die es sooo genau wissen wollen wie Susi: klar haben wir geteilt! Den Pie gab es direkt an Ort und Stelle, typisch USA – der Laden und die Waren öko und „politisch korrekt“ in der Papiertüte aber dazu dann Plastikbesteck und Styroporbecher 😉 … trotzdem lecker.
    Das Oliven-Spinatbrot war dann unser Abendessen. Das haben wir jetzt schon einige wenige Male gemacht – wenn wir irgendwo ein „Nicht-Gummi-Brot“ auftreiben, dann gibts das Abends mit Salat und fertig.
    Und die Scones gab es dann zum nächsten Frühstück, nochmal brav geteilt, jeder eine Hälfte Pumpkin-Cinnamon und eine Hälfte Cranberry 🙂
    Und heute Abend gab es ziemlich „deutsch“ – Blumenkohl und Pellkartoffeln:-)
    Und jetzt regnet es zum ersten Mal seit wir hier sind „richtig“ … und Yogi scheint dicht zu sein und freut sich sicher, dass mal der ganze Staub abgewaschen wird.
    Liebe Grüße von A&K&Y

  • Mutti/Anneliese sagt:

    Nach ein paar schönen Tagen im Elsass erwartet mich nun hier im Blog viel Arbeit – „freu“!

    Ich bin happy, in meinem Fundus Merianhefte von 1987 und 1995 entdeckt zu haben, die tolle Datailkarten beinhalten, so dass ich (fast) alle der von euch so eindrucksvoll und lebendig geschilderten Örtlichkeiten lokalisieren kann.
    Inzwischen tummelt ihr euch wohl im Arches NP?????
    Habt auch dort eine wunderschöne Zeit!
    1000 liebe Grüße an euch drei!!!

  • Norbert sagt:

    Hi folks,
    auf dieser Traumstraße und ein paar mehr (teilweise dieselben wie die Autoren hier) waren wir auch vor ein paar Wochen unterwegs. Meine Aufzeichnungen und Fotos werden im Musik-Online-Mag Rocktimes veröffentlicht (natürlich geht’s da auch um Musik!), Teil I ist grad erschienen, Rest folgt in Kürze:
    http://www.rocktimes.de/zwischenruf/on_the_road/1.html

    Howdee,
    Norbert

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