Trails und Trails … und Lucky Luke

23 07 2011
Siedlerfamilien going west ... im Museum

Siedlerfamilien going west ... im Museum

Trails bedeutet Pfade oder Fußwege (oder auch Spuren), und das ist irgendwie das selbst gewählte Hauptthema unserer Tour. Und so soll ja auch die nächste Shiregreen-CD heißen. Und da war es natürlich ein absolutes Muss, sich Casper in Wyoming anzuschauen, wo alle drei großen „US-Völkerwanderungen“, nämlich der Oregon-Trail, der California-Trail und der Mormon-Trail (und der Pony-Express-Trail) zusammengelaufen sind. Und das alles konnte man sich dann multimedial im National Historic Trails Interpretive Center anschauen …

Auf dem gut 140 Meilen langen Weg von Laramie nach Casper haben wir erst mal an einem ganz besonderen Städtchen halt gemacht. Medicine Bow ist trotz seiner nur ca. 200 Einwohner weltberühmt, denn hier spielt die Geschichte vom „Virginian“, eine der großen amerikanischen Western-Sagas.

Virginian - Detail der Bar-Tür

Virginian - Detail der Bar-Tür

Fünfmal fürs Kino verfilmt, u. a mit Gary Cooper, und neben Bonanza die erfolgreichste Westernserie aller Zeiten. In Deutschland hatte „The Virginian“ den (rückblickend) bescheuerten Titel „Die Leute von der Shiloh Ranch“ mit James Drury als Virginian, Doug McLure als Trampas und Lee J. Cobb als Richter Henry Garth. Erinnert ihr Euch noch an den dramatischen Auftakt jeder Folge? Eine Rinderherde (man sah erst nur die Beine) trampelt bei anschwellender Cowboymusik über die Prärie. Wir haben uns das winzige Städtchen und das kultige Virginian-Hotel, in dem viele Szenen spielten, natürlich in Ruhe angeschaut.

Dann kam Casper, mit 47.000 Einwohnern immerhin die zweitgrößte Stadt in Wyoming. Als wir ankamen, war auch hier gerade große „Rodeo-time“, und wir könnten nur mit Mühe einen Platz auf dem Campground direkt am Fort Casper erobern.

Fort Casper

Fort Casper

Das historische Fort aus dem Jahr 1846 war dann auch unsere erste Erkundungsstation. Im letzten Jahr, als wir mit Joachim und Ellen Wagner und Schülern der Rotenburger Jakob-Grimm-Schule in Kansas sein durften, hatten wir bereits Fort Bend am Santa Fee Trail kennen gelernt. Fort Casper ist ähnlich beeindruckend, aber ganz anders: Hier ging es darum, den Übergang über den Northern Platte River zu sichern. Zuerst mit einem Floß, später mit einer 250 m langen Holzbrücke haben hier von 1840 bis 1869 gut 500.000 Siedler auf ihrem Weg nach Westen den Fluss überquert. Liebevoll restauriert und lebendig ausgestattet vor allem die Wohn- und Versorgungsbereiche des Forts, wirklich sehr schön.

Store im Fort - hier gibt es alles, was ein Soldat so braucht...

Store im Fort - hier gibt es alles, was ein Soldat so braucht...

Und dann ging es zum großen Trails Center, wo uns auf klassisch amerikanische Art und Weise die großen Pionierleistungen der Siedler nahe bracht wurden. Wir wurden (natürlich halbmedial) in einer Ochsen-Kutsche durchgeschüttelt und über den Fluss gebracht und sind, ebenfalls halbmedial, eine Station in der etwas komfortableren Postkutsche mitgefahren. Und dann gab es eine überwältigende Multi-Media-Show, mit Blitzen, Wind, Indianern, Trappern, Mormonen, Büffeln …. und Cowboymusik. Das war schwer beeindruckend, aber irgendwie auch etwas überladen. Zudem habe ich als eingefleischter Lucky-Luke-Leser (Hi Uwe!!) dann doch nicht ganz so viel Neues erfahren. Für Neueinsteiger hier die wichtigsten historischen Infos:

•    Der Oregon-Trail wurde durch wirtschaftliche Depression und Artikel über ein „gelobtes Land im Westen“ ausgelöst. Eine erste Expedition, die die neuen Länder im Westen wissenschaftlich untersuchen sollte, wurde übrigens von Lucky Luke begleitet, (s. Band 59: Die schwarzen Berge).
•    Der California-Trail wurde vor allem durch Goldfunde („El Dorado is California!“) ausgelöst. Zunächst haben sich aber vorwiegend nur Männer auf die abenteuerliche Reise gemacht, was zu einem eklatanten Frauenmangel führte. Lucky Luke, der schon einen der ersten Trails nach Kalifornien begleitet hatte, bringt in einem weiteren historischen Trail 25 heiratswillige Frauen nach Kalifornien (s. Band 39: Kalifornien oder Tod und Band 48: Die Verlobte von Lucky Luke).
•    Die unermüdlichen Reiter des Pony-Express (max. 18 Jahre alt, bevorzugt Waisen) haben es um 1860 geschafft, Briefe innerhalb von 10 Tagen von der Ostküste zur Westküste zu transportieren. Trainiert wurden die Reiter von Lucky Luke, die Pferde von Jolly Jumper (s. Band 56: Der Pony Express).

Lucky Luke - Pony Express

Lucky Luke - Pony Express

•    Ihr Ende fanden der Pony-Express und auch die Trails mit Fertigstellung der transkontinentalen Eisenbahnstrecke. Hier hat Lucky Luke durch couragiertes Einschreiten Sabotageakte verhindert (s. Band 79: Die Eisenbahn durch die Prärie).
•    Nach und nach wurden immer mehr Schafe nach Wyoming gebracht, was zu einem Konflikt zwischen Weidebaronen und Schafhaltern führte. Insgesamt wurden 10 Schafhalter und ca. 1.000 Schafe getötet, bis Lucky Luke den Streit schließlich geschlichtet hat (s. Band 34: Stacheldraht auf der Prärie).
•    Nördlich von Casper wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Öl gefunden, was einen Riesen-Öl-Boom auslöste, der auch viel Gewalt und Missgunst mit sich brachte. Zum Glück hat auch hier Lucky Luke das Schlimmste verhindert (s. Band 32: Im Schatten der Bohrtürme).

Hier zeigt sich, was eine gut belesene Allgemeinbildung doch ausmacht. Ohne Lucky Luke müsste die Geschichte des Wilden Westens neu geschrieben werden. Wir haben übrigens nach USA-Ausgaben von Lucky Luke gesucht, aber wenn überhaupt gute Comics, dann nur Asterix,  gefunden. Scheinbar lacht man hier lieber über die Römer und die Franzosen als über sich selbst. Dafür gibt es massenhaft ziemlich bescheuerter Superhelden-Comics, die ja auch reihenweise verfilmt werden.

Aber zurück zu den Trails: Die Leistungen der Siedler waren wirklich absolut beeindruckend. Unglaublich, was Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Wohlstand und natürlich auch religiöser Freiheit (wie beim Mormonen-Trail nach Salt-Lake) bewegen können. Um z. B. auf dem Oregon Trail von Kansas City nach Portland zu kommen, musste man 2.136 Meilen zurücklegen, meist zu Fuß neben den Ochsenkarren, durch unwirtlichste Landschaften. Und das musste man unbedingt in den sechs Monaten von April bis September schaffen, um nicht im Schnee der Rockies unterzugehen. Sechs Monate von April bis September ist übrigens exakt der Zeitraum, den wir für unseren ganz persönlichen Trail gewählt haben ….

6 months on the trail

6 months on the trail

Summary for our American friends:
„Trails“ is in some ways the „headline“ of our tour. And „Trails“ will also be the title of the upcoming Shiregreen-CD.  And so it was an absolute must for us to visit the town of Casper in Wyoming where the Oregon Trail, the California Trail, and the Mormon Trail (and also the Pony-Express-Trail) were converging. On the way to Casper we’ve stopped in Medicine Bow for the Virginian Hotel. In Casper we took a look at historic Fort Casper where all the settlers were crossing the Northern Platte River. And we visited the National Historic Trails Interpretive Center where the stories of the settlers were told in many different and multimedia-based ways.

fast schon eine "Plage" - Antilopen auf dem Parkplatz des Trail-Centers

fast schon eine "Plage" - Antilopen auf dem Parkplatz des Trail-Centers



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2 Antworten zu “Trails und Trails … und Lucky Luke”

  • Tina RiRo sagt:

    Beeindruckend ist das, man kann sich das heute schwerlich vorstellen, so bequem wie wir heute reisen, das muss schon immens anstrengend gewesen sein, viele haben es auch nicht überlebt…

    Es ist ja toll, dass dich Lucky Luke so eure Tour vorbereitet hat, lieber Klaus….
    was man aus Comics nicht alles lernen kann!

    Und dann kamen mir gerade beim letzten Satz dieses Blogs diese Gedanken in den Kopf….für euch!

    Sechs Monate,
    unterwegs auf 4 Rädern oder 4 Füßen,
    Eindrücke und Bilder ins Gedächtnis bannen,
    besondere Menschen kennen lernen,
    die Musik leben und lieben, alleine und mit anderen,
    Sitten und Gebräuche auf sich wirken lassen,
    die Alltagssorgen hinter sich lassen,
    die Füße ins kalte Wasser eines Sees halten,
    die Sonne Altes herausbrennen lassen,
    die Geschmacksnerven mit Neuem überraschen,
    Tiere und Pflanzen bewundern und bestaunen,
    Zeit füreinander und für sich selbst haben,
    das und viel mehr……
    sechs Monate Amerika für euch…..

    Liebe Grüße und lasst euch drücken

    Tina

  • Tina RiRo sagt:

    Die Antilopen sind ja klasse…..warum waren sie denn fast eine Plage???

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